Walfried Klammer

Walfried Daniel Steinberg wurde 1942 als Walfried Klammer in Deutsch Griffen geboren. Er ist das siebente von zehn Kindern eines Forstarbeiterehepaares. Bis zu seiner Pensionierung stand er als Tischler mit beiden Beinen im Leben. Er kennt das Leben am Lande wie seine Westentasche. (Kleinlandwirt) Seine Liebe zum Schreiben führte ihn über Lyrik und Prosa zu seinem ersten Roman. Der Duft der Almrose ist somit sein erstes großes Werk.

Der Duft der Almrose

Leseprobe:

„Störe ich dich?“

Unwillig sah Johanna Rebernig auf und versuchte zu verbergen, dass sie beim Klang seiner Stimme erschrocken war. „Du weißt, dass du mich nicht störst“, sagte sie.

„Was machst du schon wieder im Gewächshaus? Der Winter ist doch noch einmal zurückgekehrt.“

„Ich weiß, dass es gestern noch einmal geschneit hat, doch heute ist es warm, und die Sonne scheint. Als ich hier hergegangen bin, hat sich eine Bachstelze auf den Weg gesetzt, da ist der Frühling nicht mehr weit. Das Dach über mir ist auch wieder schneefrei, und zu Ostern eigenen Salat zu essen, hast du noch nie abgelehnt.“

„Ostern ist nicht mehr so weit“, sagte Alfred und sah Johanna herausfordernd an. Sie stand in der Mitte des Gewächshauses, dessen eine Hälfte sie erst gestern hergerichtet hatte. Im zweiten Teil mühten sich bereits die ersten Schösslinge, ihre Köpfchen aus der Erde zu recken. Gestern noch hatte die Freude darüber ihr Gesicht erstrahlen lassen. Aber heute? Heute war ein anderer Tag. „Was willst du hier?“, wollte sie sagen und hatte im selben Moment den kleinen Schock, den sie beim Anblick ihres Mannes erlitten hatte, überwunden. Jetzt sah sie Alfred an und dachte, dass er sich in all den Jahren, die sie mit und neben ihm gelebt hatte, nicht viel verändert hatte. Sie fand jedoch, dass sein Blick jetzt härter war als sonst. Noch immer strahlten seine Augen in jugendlichem Glanz in seinem glatt rasierten Gesicht. Das blonde Haar, das langsam in ein Weiß überging, lag wie immer dicht und glänzend auf dem schmalen Kopf über den breiten Schultern. Die Mundwinkel waren nach unten gezogen, ein Zeichen, dass er sich mit etwas beschäftigt, das sich nicht sofort zu seiner Zufriedenheit richten ließ. Seine Lippen entließen jetzt ein dünnes Lächeln. Ohne Übergang fragte er: „Kennst du den Grund, wa¬rum sich Mathilde von Theodor trennen will?“

Johanna lauschte dem veränderten Tonfall in dieser Frage nach und erschrak zum zweiten Mal. Keine zwei Minuten war es her, da hatte auch sie sich noch mit den Gerüchten rund um die Ehe ihrer Tochter beschäftigt. Sie hatte es schon die ganze Zeit getan, jetzt wollte sie aufbegehren, sagen, dass sie es nicht wusste, doch sie blieb stumm, eine unbestimmte Angst schnürte ihr die Kehle zu. Da fragte Alfred noch einmal: „Es ist doch Mathilde? Ist sie die treibende Kraft?“

„Das weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung. Weder Theodor noch Mathilde sprechen mit mir darüber und darauf ansprechen will ich sie auch nicht, das würde zu sehr nach Einmischung klingen.“

„Hat es etwas mit Valentin zu tun?“

„Schon wieder dieser Unterton“, ärgerte sich Johanna. Doch es war nicht dieser Unterton, vor dem sie erschrak. Alfred hatte Valentin Holzschneider, den Freund des Hauses, mit Mathildes möglicher Scheidung in Zusammenhang gebracht, da schrillten bei ihr die Alarmglocken: „Woher weißt du von diesen Gerüchten? Du kommst doch kaum mit Leuten zusammen, die tratschen. Oder doch?“

Gerüchte, Gerüchte, sie machten in letzter Zeit auch ihr das Leben schwer. Johanna wollte aufbegehren und sagen: „Herrgott noch mal Alfred, was ist los mit dir?“ Doch ehe sie ein Wort herausbrachte, drangen seine vorwurfsvollen Worte an ihr Ohr: „Du weißt, dass er dort oft ein und aus geht. Das ist für meinen Geschmack zu viel, und es gibt Gerüchte.“

Johanna wurde noch um eine Spur bleicher, wollte irgendetwas sagen, seinen Redefluss unterbrechen, doch sie stammelte nur: „Seit wann gibst du etwas auf Gerüchte?“

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